November 2005
Mo., 07.11.2005: Flug
Wir starten die Reise mit dem Flug von Frankfurt direkt nach Kapstadt mit der South African Airways. Das Tolle an einem Flug nach Südafrika ist, dass man nach relativ kurzer Flugdauer (okay, 11 Stunden sind nicht wirklich kurz, aber im Vergleich zu Australien….) ohne Zeitverschiebung ankommt. Wir landen am späten Abend in Kapstadt und lassen uns mit dem Taxi in unser vorgebuchtes Hotel bringen. Dabei handelt es sich um ein ehemaliges Gefängnis, das als Hotel umgebaut wurde. Es liegt super-zentral an der Waterfront, wo man auch als Tourist gefahrlos bei Dunkelheit rumspazieren kann. Die Austattung selbst überzeugt uns aber nicht so recht, besonders das Bad wirkt etwas schmuddelig.
Übernachtung: Breakwater Prison, V&A Waterfront
Di., 08.11.2005: Kapstadt
Unser erster Tag in Südafrika startet so, wie es sein muss: Die Sonne scheint und am strahlend blauen Himmel ist kein Wölkchen zu sehen. Dementsprechend gut gelaunt brechen wir auf in die Innenstadt. Zuerst stärken wir uns mit einem Frühstück in der tollen Atmosphäre des „The Crypt“. Dabei handelt es sich um die Krypta der Saint George’s Cathedral, die bereits 1898 erbaut wurde und damit zu einem der ältesten Gebäude in Kapstadt gehört. Ursprünglich wurde die Krypta als Andachtsraum und für Chorproben genutzt, aber während der Apartheid wurde sie zu einem beliebten Treffpunkt. Denn hier konnte man unter dem Schutz der Kirche ungeachtet der Hautfarbe oder sozialen Herkunft zusammen sein. Heute ist es ein Jazzlokal.
Danach starten wir zum Stadtrundgang: Adderly Street mit dem Golden Acre Centre, Flower Market und das Castle of Good Hope . Diese Festung in Form eines Pentagons gilt als das älteste noch erhaltene Gebäude Südafrikas. Besonders interessant finden wir, dass das historische Gemäuer ursprünglich direkt am Meer lag. Die heutige Inlandslage kam erst in den 1940er Jahren durch Aufschüttung der Hafenbucht zustande.
Weiter geht’s über City Hall, Groote Klerk, Houses of Parliament, Tuynhuis, Company’s Garden, St. George’s Anglican Church zum Bertram House. Und dann zurück über das Bo-Kaap : Viele Bewohner dieses Viertels sind Nachkommen der im 17./18. Jahrhundert verschleppten Sklaven aus Indonesien, Sri Lanka, Indien und Malaysia. Diese so genannten Kap Malaien haben ihre kulturelle Identität und ihren muslimischen Glauben bewahrt. Dementsprechend finden sich in dem Viertel mit seinen engen, steilen Gassen viele schlichte, aber farbenfroh gestrichene Häuser und Moscheen.
Am Greenmarket Square kommen wir noch an einem Flohmarkt vorbei, bevor wir über das Old Town House zur Victoria & Alfred Waterfront zurückkehren.
Hier spazieren wir noch ein bisschen rum und schauen uns den Clock Tower an.
Zum Tagesabschluss gibt’s dann lecker Seafood im „Quay Four“ mit Blick auf die Waterfront. SO muss Urlaub sein!
Übernachtung: Breakwater Prison, V&A Waterfront
Mi., 9.11.2005: Bloubergstrand / Kirstenbosch-Botanischer Garten
Heute frühstücken wir direkt an der Waterfront: Im „The Little Mermaid“ (V&A). Dabei haben wir einen schönen Blick auf faulenzende Seehunde. Wieder lacht die Sonne unter blauem Himmel und so lassen wir uns von den Tierchen erst mal etwas inspirieren. Schließlich raffen wir uns aber doch noch auf und holen unseren Mietwagen ab: Einen neon-grünen KIA „Pikante“ – ein „schnuckeliges“ Auto. Der Kofferraum ist so klein, dass wir die Koffer auf der Rückbank lagern müssen. So klein und giftgrün hat er sofort seinen Spitznamen abbekommen: „The Frog“
Nichtsdestotrotz sollte der Gute uns vollkommen ohne Probleme überall hinbringen, wo wir hinwollten und das ist doch die Hauptsache!
Als Erstes fahren wir zum Bloubergstrand, wo wir ein bisschen entlangwandern. Trotz des guten Wetters ist die Fernsicht etwas diesig, so dass der berühmte Blick auf den Tafelberg nicht ganz optimal, aber immer noch sehr schön ausfällt. Wir beschließen, dass wir hier bleiben wollen und machen uns auf Unterkunftssuche. Die Entscheidung fällt auf Copper Ketel, ein B&B nur 500 m vom Strand entfernt. Eine gute Entscheidung: Sehr nette Besitzer, ruhige Zimmer mit Dusche und ein wunderschöner Garten mit Pool. Und den nutzen wir dann auch erst mal, bevor es am Nachmittag wieder ins Auto geht.
Wir fahren zum Botanischen Garten in Kirstenbosch, der sich an den Osthang des berühmten Tafelbergs schmiegt. Von dort wollen wir morgen auf den Tafelberg laufen – denn mit der Seilbahn fahren kann ja jeder! Also schauen wir uns mal an, wo’s denn morgen losgeht. Außerdem wollen wir am nächsten Tag früh los und haben nicht so viel Zeit für den Garten an sich. Und wer uns kennt, weiß, dass jeder botanische Garten ein Muss ist! Der Park ist sehr natürlich in die Umgebung eingebettet und es gibt zahlreiche kleine Pfade, von denen aus man die über 6000 Pflanzen aus nächster Nähe betrachten kann und grandiose Ausblicke hat.
Zum Sonnenuntergang sind wir wieder zurück am Bloubergstrand und genießen den Blick auf unser morgiges Tagesziel. Das Ganze wird noch von ein paar flotten Kite-Surfern untermalt – perfekt!
Das Einzige, was uns zum Glück noch fehlt, ist etwas zu essen. Also besuchen wir die „Bloubergstrand Pizzeria Primi Piatti“, wo wir auch noch einen Platz am Panoramafenster bekommen. Die Pizzen sind wirklich gut.
Zum Tagesabschluss gönnen wir uns ein Glas Wein am Pool von Copper Ketel.
Übernachtung: Copper Ketel (B&B), Bloubergstrand
Do., 10.11.2005: Wanderung auf den Tafelberg
Juhu! Das Wetter ist uns auch heute wohlgesonnen! 100% blauer Himmel, Sonne pur!
So steht unserer Rundwanderung auf den 1086 m hohen Tafelberg nichts mehr im Wege. Wir starten in Kirstenbosch, von wo es über die Skelton George und über Smuts Pad zum MacLears Beacon, dem eigentlichen Gipfel, geht. Beim Aufstieg macht sich dann doch die heutige Hitze bemerkbar, aber mein Motto lautet: Lieber 10x geschwitzt als 1x gefroren! Allerdings sind wie so oft unsere Rucksäcke ziemlich schwer. Christian trägt gefühlte 15 kg Fotoaus-rüstung und ich schleppe den ganzen Rest: Essen, aber vor allem 8 Liter Wasser, die wir zusammen wohl brauchen, da es erst auf dem Gipfel die Möglichkeit gibt aufzufüllen.
Immerhin wird mein Rucksack mit der Zeit leichter, weil das getrunkene Wasser leichter zu tragen ist , während Christians Kameraausrüstung ihr Gewicht leider nicht verändert.
Oben angekommen machen wir ein schönes Picknick fernab der Touristenscharen, die mit der Seilbahn hochgefahren sind und sich auch nicht allzu weit davon entfernen. Anschließend geht’s weiter zum Central Table, wo man dann quasi von hinten zur Seilbahn gelangt.
Dort sehen wir unsere ersten Klippspringer. Ich bin etwas überrascht, denn als ich vor 5 Jahren schon mal hier war, waren die Tierchen noch so scheu, dass man sie nur von Weitem zu sehen bekam. Heute scheinen sie keine Angst mehr vor Touristen zu haben.
Wir genießen die Aussicht auf Lions Head, Signal Hill und Kapstadt.
Wir komplettieren die Wanderung mit dem Abstieg über Echo Valley und Nursery Ravine, wo wir noch einen Frosch finden. Nach 8 Stunden sind wir zurück im botanischen Garten.
Unser Dinner essen wir in einem mittelmäßigen Thai-Restaurant am Bloubergstrand.
Übernachtung: Copper Ketel (B&B), Bloubergstrand
Fr., 11.11.2005: Kap-Halbinsel
Nach dem leckeren Frühstück im Copper Ketel fahren wir entlang des Chapmans Peak Drive zum Kap. Die Strecke zählt zu den landschaftlich schönsten Küstenstraßen der Welt und war bei meinem letzten Besuch hier wegen Bauarbeiten gesperrt. Umso mehr genießen wir heute die Fahrt. Allerdings trübt das Wetter etwas die Aussicht – im wahrsten Sinne des Wortes. Es ist bewölkt, zwischendurch brechen auch mal ein paar Strahlen Sonne durch, aber insgesamt reicht es nicht, um Aufzuklaren.
Im Cape of Good Hope Nature Reserve angekommen sehen wir unsere ersten wilden Tiere: Einen wunderschönen Blesbok und einen Strauß. Wir machen Picknick am Buffels Bay.
Als ich da sitze kommt auf einmal eine kleine hübsche Schlange angekrochen. Sie ist schon recht nah, als ich sie bemerke. Christian ist weiter weg, springt auf und bringt sich in Sicherheit. Aber bei mir ist sie eigentlich schon auf dem Schuh, also halte ich es für das Beste, mich einfach nicht zu bewegen. Schließlich passe ich mit meiner Größe definitiv nicht in ihr Beuteschema. Ich mag ja Schlangen und sie sieht sehr schön aus. Aber ob sie giftig ist, weiß ich natürlich nicht. Als sie dann mein Bein nach oben kriecht, verliere ich doch die Nerven und springe auf. Zum Glück ist das Tier wohl deutlich ängstlicher als ich und macht sich schleunigst aus dem Staub. Klar, wenn sich der Stein, auf dem du rumkriechst, plötzlich in Bewegung setzt. Später zeigen wir das Schlangen-Foto der Angestellten einer Schlangenfarm und wollen wissen, ob das Tierchen tatsächlich ungefährlich war oder nicht. Du willst das auch wissen? Tja, dann musst du den Reisebericht zu Ende lesen.
Wir fahren weiter bis zum südlichsten Punkt des Kaps der Guten Hoffnung: Cape Point . Es handelt sich dabei übrigens nicht um den südlichsten Punkt von Afrika – dahin kommen wir später. Die 250 m über dem Meeresspiegel bis zum alten Leuchtturm kann man entweder in 3 Minuten mit einer Seilbahn hinauffahren oder laufen. Natürlich nehmen wir die etwas weniger überfüllte Option und laufen. Hier oben ist es wahnsinnig stürmisch und verhältnismäßig kalt. Trotzdem sind wirklich viele Menschen hier. Wir flüchten und entscheiden uns auf dem Rückweg für einen Abstecher nach Olifantsbos Bay, wo wir noch einen kleinen Spaziergang machen.
Südlich von Simon’s Town besuchen wir noch die Kolonie der Brillen-Pinguine am Boulder’s Beach. 2003 in Australien hatten wir schon mal gemeinsam Pinguine beobachtet und das sollte sich auch die nächsten 5 Jahre noch fortsetzen. Ohne, dass es beabsichtigt wäre, gab es bisher auf all unseren Fernreisen immer Pinguine zu sehen.
Auf dem Rückweg gehen wir bei Nordhoek im Restaurant des Monkey Valley Nature Reserves noch lecker Abendessen. Wir sind kaum drinnen, als ein ziemlich heftiger Schauer niedergeht – Glück gehabt!
Übernachtung: Copper Ketel (B&B), Bloubergstrand
Sa., 12.11.2005: Cedar Mountains
Nachts ist nochmal ein heftiger Schauer runtergekommen, aber jetzt sieht es einigermaßen gut aus. Heute macht uns der Hausherr persönlich Frühstück. Seine Frau ist übers Wochenende zur Tochter gefahren und so muss er allein zurecht kommen. Das macht er auch prima: Er macht uns leckere gebratene Champignons mit HP-Sauce – hmmmm!
Trotz des nicht ganz sicheren Wetters machen wir uns auf den Weg Richtung Norden. Wir fahren durch Citrusdal, wo tatsächlich riesige Zitrusfrucht-Plantagen dem Namen alle Ehre machen, in die Central Cedar Mountains. Auf dem Weg zur Algerie Forest Station fahren wir unsere erste Gravel Road, die „der Frosch“ mit Bravour meistert! Das Wetter ist teils sonnig, teils wolkig, aber trocken.
Das nutzen wir und wollen hier ein bisschen wandern; dafür brauchen wir eine Genehmigung, die wir aber glücklicherweise spontan am Campingplatz bekommen. Wir können den dreistündigen Waterfall Walk machen. Unterwegs sehen wir unsere erste „wilde“ Schildkröte. Die Cedar Mountains sind wirklich sehenswert und eigentlich sollte man hier mehr Zeit haben und auch mal campen – aber so weit sind wir noch nicht. Eigentlich ist es sinnvoller vorab ein Permit zu beantragen. Das kann aber auch riskant sein, wenn dann hinterher das Wetter vielleicht nicht passt. Insofern haben wir einen akzeptablen Mittelweg gefunden, um einen kleinen Einblick in die Gegend zu erhaschen.
Nach der Wanderung fahren wir zurück zum Bloubergstrand, wo wir nochmal Pizza essen wollen. Diesmal geht’s in die St. Elmo’s Pizzeria, die uns aber so gar nicht überzeugen kann. Pizza und Service sind eher schlecht, dafür die Preise zu hoch.
Dafür entschädigt uns unser Host im B&B mit einem gemeinsamen Drink an seiner Hausbar und interessanten Gesprächen. Unter anderem erzählt er uns, dass er gebürtiger Namibier und ehemaliger Bankmanager ist, der genug von seinem Job hatte und dann hier mit seiner Frau ein B&B übernommen hat.
Übernachtung: Copper Ketel (B&B), Bloubergstrand
Heute verlassen wir Kapstadt und unsere Unterkunft und fahren in die zweitälteste Stadt Südafrikas, Stellenbosch. Wir schlendern durch den historischen Stadtkern. Die schöne Dorpstraat ist gesäumt mit Gebäuden im kapholländischen, viktorianischen und georgianischen Bausstil und wir besuchen natürlich auch „Om Samie Se Winkel“, einen viktorianischen Kramladen. Das Wetter kann sich heute nicht so richtig entscheiden – es ist bewölkt, teils auch sonnig, manchmal tröpfelt es aber auch.
Wir machen einen Abstecher zum Weingut Spier: Neben wirklich schöner Parklandschaft gibt es hier ein Cheetah Outreach Programme und eine Greifvogelschau. Wie immer bin ich bei so was zwiegespalten: Einerseits freue ich mich, die Tiere hautnah erleben zu können. Andererseits habe ich ein schlechtes Gewissen, weil die Tiere sich in freier Wildbahn vermutlich wohler fühlen würden….
Weil wir auch noch eine Weinprobe in einem Weingut machen wollen, suchen wir eine entsprechende Übernachtungsmöglichkeit, so dass wir anschließend nicht mehr ins Auto steigen müssen. Fündig werden wir in Ons Genot auf dem Hartenberg Wine Estate. Laut Preisliste hätten wir hier nicht bleiben wollen, aber wir bekommen das letzte freie Zimmer zu einer durchaus akzeptablen Last-Minute-Rate. Und hier ist die Entfernung vom Weingut zum Zimmer zu Fuß machbar – wunderbar! Wir beziehen unser Zimmer und machen uns dort gerade über unser Wir-brauchen-was-im-Magen-Dinner-Picknick her, als es klopft. Die Rezeptionistin steht vor der Tür und schildert uns ihr Problem: Sie hat noch eine Zimmeranfrage von 2 männlichen Geschäftsreisenden und unser Zimmer hat als einziges 2 getrennte Betten, die sie ihnen anbieten könnte. Naja, aber wo sollen WIR dann wohnen? Ach so, ja, da wär noch die Honeymoon-Suite frei. Die hat verständlicherweise nur ein Doppelbett, was die Herren nicht möchten. Wie bitte? Ja, die Suite würden wir dann natürlich ohne Aufpreis bekommen, wenn wir jetzt gleich umziehen und das Zimmer räumen würden. Naja, also sooo arg lange haben wir nicht drüber nachgedacht!
Das wirklich tolle an der Honeymoon-Suite ist, dass wir einen eigenen Whirlpool im Badezimmer haben. Heute haben wir keine Lust mehr, aber morgen werde ich das definitiv mal ausprobieren.
Übernachtung: Ons Genot, Honey-Moon-Suite (B&B), Hartenberg Wine Estate
Mo., 14.11.2005: 4-Passes-Route, Sommerset West, Weinprobe
Wir starten heute zur 4-Pässe-Route. Bei anfänglich wolkigem Wetter verlassen wir Stellenbosch und fahren über den Helshoogte Pass zum ältesten Weingut der Region: Boschendal . Das riesige Herrenhaus im kapholländischen Stil ist mit wertvollen Antiquitäten eingerichtet.
Wir fahren weiter über Franschhoek, wo Weine der Spitzenklasse produziert werden und den beeindruckenden Franschhoeck Pass. Leider ist es noch etwas wolkig, so dass die Aussicht getrübt ist. Immerhin ist es schön warm. Weiter geht es über den Viljoens Pass und den Sir Lowry’s Pass nach Sommerset West. Dort besuchen wir unsere ehemaligen Nachbarn, die hierher ausgewandert sind. Sie verwöhnen uns mit gutem Essen und fantastischem Wein. Gemeinsam besuchen wir das Weingut Vergelegen.Das Herrenhaus, in dem es ein Museum gibt, ist von einer paradiesischen Gartenlandschaft mit mächtigen, 300 Jahre alten Bäumen umgeben. Inzwischen ist auch die Sonne immer mehr rausgekommen, so dass es hier sogar noch schöner ist!
Am Nachmittag fahren wir zurück nach Stellenbosch, um an einer Weinprobe im Weingut Hartenberg teilzunehmen. Einige der leckeren Weine überzeugen uns und so kaufen wir natürlich auch ein paar Flaschen, bevor wir uns auf den 2 km langen Weg zurück nach Ons Genot machen. Unterwegs begegnen uns noch einige fröhliche Weinlese-Helferinnen, die auf ihren Bus nach Hause warten.
Zurück im Zimmer beschließen wir, dass das Abendessen heute ausfällt. Dafür muss ich natürlich den Whirlpool ausnutzen! Ich sitze also im warmen Wasser und blubbere und blubbere und blubbere… irgendwann wird das ja aufhören und dann gehe ich auch wieder raus. Doch das dauert ganz schön lange…. Vielleicht schaltet sich der Whirlpool doch erst auf Knopfdruck wieder ab und nicht von allein? Na gut, ich erhebe mich aus den Fluten und schon währenddessen merke ich, dass mein Kreislauf mir die ganze Sitzerei im warmen Wasser nach ausgedehnter Weinprobe übel nimmt. In dem Moment, als ich aus der Wanne steige, kann ich noch nach Christian rufen, der mich gerade so auffängt, als ich in Ohnmacht falle. Vor Schreck lässt er meinen Kopf beim Ablegen sanft auf die Fliesen plumpsen – huch! Da bin ich wieder! War was?!
Jaaaaa…. Christian hat mich 3x gefragt…. Und ich seh’s ein: Man sollte den heißen Whirlpool definitiv nicht so lange benutzen.
Übernachtung: Ons Genot, Honey-Moon-Suite (B&B), Hartenberg Wine Estate
Di., 15.11.2005: Hermanus
Bei eher etwas kühlerem Wetter und bewölktem Himmel machen wir uns auf den Weg nach Hermanus. Als ich vor 5 Jahren schon mal hier war, konnte ich es nicht glauben, dass man direkt von der Strandpromenade oder sogar von der Terrasse aus Wale sehen kann – aber es war so! Ich möchte natürlich, dass Christian das auch mal erlebt! Zunächst machen wir uns aber auf Übernachtungssuche. Weil uns das Ambiente mitten in Hermanus nicht so gut gefällt, entscheiden wir uns für eine Unterkunft außerhalb bei Fisherhaven. Nachdem das geklärt ist, gehen wir Teile des Cliff Walks, sehen aber keine Wale. Auch der Whale Crier – der hier eigens angestellt ist, um Walsichtungen kundzutun, macht uns wenig Hoffnung. Obwohl ich letztes Mal etwa zur gleichen Zeit hier war, sind die Wale dieses Jahr wohl schon weg. Wir entscheiden uns, noch bis nach Gaansbai zu fahren. Hier sehen wir immerhin ein paar Wale, wenn auch nur in der Ferne.
Das ist wirklich schade, denn das letzte Mal, als ich nur mit einer Mini-Knipse ohne Zoom unterwegs war, hatten wir sogar eine Walkuh mit Kalb direkt vor der Küste. Und nun, wo ich meinen Haus- und Hoffotografen mit guter Ausrüstung dabei habe, lassen sich die Tiere nicht blicken. Zu allem Übel fängt es auch noch an zu regnen. Wir geben auf und fahren zu unserer Unterkunft am Flamingo-Lake. Die Lage ist absolut traumhaft, direkt am See mit einer Fußgängerbrücke zum Strand. Allerdings lassen Ausstattung und Sauberkeit der Selbstversorger-Unterkunft etwas zu wünschen übrig. Aber wo wir nun schon mal eine eigene Küche haben, machen wir uns zum Trost für die verpassten Wale und das suboptimale Wetter Käse-Spätzle. Gut, mit der hier einzig verfügbaren Käse-Sorte Cheddar schmecken sie nicht ganz wie im Originalrezept, aber immerhin passabel…
Übernachtung: Flamingo Lake (Self-Catering), Meerensee bei Fisherhaven
Für alle die noch immer auf den südlichsten Punkt Afrikas warten: Heute fahren wir hin! Das Cape Agulhas hat seinen Namen von den portugiesischen Seefahrern, die hier feststellten, das ihre Kompassnadeln (agulhas = Nadeln) keine Kursabweichungen mehr in nördliche Richtung anzeigten. Es gibt einen Leuchtturm und einen Markierungsstein, der einen darauf hinweist, dass sich auf der linken Seite der Indische und auf der rechten Seite der Atlantische Ozean befindet. Ansonsten ist der Ort nicht besonders spektakulär.
Da es nur leicht bewölkt ist, machen wir hier ein Picknick am Strand.
Dabei machen wir Bekanntschaft mit einem echt frechen Klippschliefer. Wir sind gerade schon beim Zusammenpacken, als er uns entdeckt. Auf jeden Fall ist das Kerlchen völlig angstfrei und will nun was abhaben. Aber wie schon öfter geschrieben, füttern wir keine Wildtiere und so geht auch er leer aus. Das will er aber nicht wahr haben und kommt immer näher. Man hat förmlich das Gefühl, dass er die Zähne fletscht und knurrt. Ist irgendwie lustig, wenn so ein kleines putziges, meerschweinchenartiges Tier einem droht.
Danach fahren wir zurück nach Hermanus – wir wollen den Walen noch eine Chance geben. Leider interessieren sich die Meeressäuger nicht dafür. Aber es kommt noch schlimmer: Sonst sind wir ja oft etwas extremer unterwegs – auf langen Wanderungen, gerne auch mal weglosen Besteigungen in den Alpen oder an Klettersteigen. Aber heute, beim Überqueren einer einfachen, blöden Straße, schafft es Christian irgendwie, vom Bordstein zu stürzen! Binnen weniger Minuten ist sein Knöchel dick und dunkel-lila – wir müssen zum Arzt. Zum Glück ist der nächste Onkel Doktor nicht weit und der kann uns auch einigermaßen beruhigen: Der Knöchel ist „nur“ verstaucht, nicht gebrochen. Er schmiert ihn mit Salbe ein, verbindet das Ganze und verordnet viel Ruhe. Na prima – wir wollten im Urlaub noch einige Wandertouren machen… Andererseits hätte es ja auch wirklich schlimmer kommen können. So machen wir heute früher “Feierabend” und fahren zurück zum Flamingo Lake. Dort koche ich für Christian zum Trost Nudeln mit sonnengetrockneten Tomaten und Cheddar-Sauce. Immerhin können wir das Essen auf unserer Terrasse mit tollem Meerblick genießen. Gegen Abend bilden sich dann mehr Wolken, so dass das frühe Abendessen auch seine Vorteile gebracht hat.
Übernachtung: Flamingo Lake (Self-Catering), Meerensee bei Fisherhaven
Do., 17.11.2005: Wilderness
Die Nacht hat noch etwas Regen gebracht, so dass wir relativ zügig weiter wollen. Aber wohin? Die Richtung ist klar, es soll nach Osten zur Garden Route gehen. Aber was machen wir mit dem kaputten Knöchel? Ich erinnere mich daran, dass wir beim letzten Aufenthalt an der Garden Route in Wilderness eine Selbstversorger-Hütte direkt am Fluss hatten, wo das Kanu quasi mit zur Hütte gehört. Zum Kanu-Fahren braucht man den Fußknöchel nicht. Also los! Ich muss zugeben, dass das Linksfahren nicht grade zu meinen großen Stärken gehört. Bisher ist daher auch meist Christian gefahren. Aber heute muss ich ja wohl. Immerhin hab ich bis Wilderness fast 400 km Zeit zum Üben und die Verkehrsdichte ist ja eher gering. Unterwegs ist es unterschiedlich bewölkt, aber insgesamt doch eher sonnig. In Wilderness angekommen, checken wir ein – die Unterkunft gibt es glücklicherweise noch und die Betreiber bieten weiterhin ihren Gästen kostenlose Kanus an. So steigen wir gleich am Nachmittag in selbiges und paddeln auf dem Fluss entlang. Es ist zwar schön warm, aber auch sehr windig. Naja, zumindest kriegen wir so heute noch etwas Bewegung!
Abendessen gibt’s heute nochmal selbstgekocht: Gemüsepfanne mit Schafskäse (ja, es gibt was anderes als Cheddar!) und Toastbrot. Selbst als es dunkel wird, ist es noch ziemlich warm, so dass wir auch dann noch lange auf unserer Terrasse sitzen können.
Übernachtung: Pirates Creek (Self-Catering), Wilderness
Fr., 18.11.2005: Wilderness
Die Nacht war leider nicht ganz so erholsam. Die Unterkünfte liegen recht nah an der Straße (N2) und sind eher laut. Immerhin geht es Christians Fuß schon etwas besser, so dass wir morgens schon einen kurzen Strandspaziergang wagen. Da es ein sonniger Tag ist, verbringen wir ein paar Stunden am wirklich schönen Pool von „Pirates Creek“ und haben endlich mal Zeit zum Lesen und Entspannen. Außerdem nutzen wir den Wäscheservice der Unterkunft – schmutzige Sachen morgens hinbringen und am Abend fertig gewaschen, getrocknet und zusammengelegt wieder abholen. Könnten wir zu Hause auch brauchen.
Nachmittags fahren wir noch kurz zum Aussichtspunkt der „Map of Africa“. Der Name stammt daher, dass man von hier aus gesehen den Eindruck hat, die Konturen des Kontinents Afrika zu sehen. Das kommt durch die Windungen des Kaaimans Rivers, die ein stark bewaldetes Gebiet mit entsprechenden Schluchten durchziehen. Ich kenne den Ort, weil ich vor 5 Jahren zum Gleitschirmfliegen hier war und will ihn deshalb Christian zeigen. Während ich den Fliegern beim Soaren zuschaue macht Christian ein paar Fotos – und eine Begegnung mit einer Bergotter. Er ist ihr wohl versehentlich zu nahe gekommen und sie faucht ihn erst mal an, bevor sie sich zurückzieht. Ich bin etwas geschockt, denn als wir das letzte Mal hier waren, sind wir in Badelatschen hier über den Startplatz gelaufen… Glück gehabt!
Auf dem Rückweg schauen wir noch beim Crafts Market in Wilderness vorbei, bevor wir nochmal das kostenlose Kanu nutzen. Heute ist es weniger windig und wir kommen schneller voran, so dass wir eine längere Tour bis zum Ende des Flusses machen können.
Gegen Abend wird es wolkig, bleibt aber trocken. Wir kochen Zucchini-Champignon-Nudeln mit Gorgonzola (uups, wer hat gesagt, es gibt hier nur Cheddar?) und können auch wieder draußen auf der Terrasse sitzen.
Übernachtung: Pirates Creek (Self-Catering), Wilderness
Sa., 19.11.2005: Knysna
Da wir ja heute nochmal Selbstversorger sind, schauen wir am Vormittag beim Crafts and Farmers Market in Sedgefield vorbei. Dort gibt es ziemlich viel (deutsche) Aussteiger, die hier allerhand Selbstgemachtes vom Brot bis zum Keramikgeschirr verkaufen. So hat der Markt irgendwie einen ganz amüsanten Alt-68er-Hippie-Touch.
Danach geht’s weiter zu einer der berühmtesten Städte der Garden Route: Nach Knysna. Hier besuchen wir den Knysna Elephant Park. Der Park wurde ins Leben gerufen, um die fast ausgestorbenen Waldelefanten im Knysna Forest zu schützen. Um 1800 lebten hier 300-500 der Waldelefanten, die jedoch fast vollständig der Jagdleidenschaft der Menschen zum Opfer fielen. 1979 waren nur noch 3 Elefanten übrig, von denen weitere 2 starben, so dass man sich entschloss, 3 Elefanten aus dem Krüger-Park hier anzusiedeln. Sie wandern frei durch den Knysna Forest, sind aber extrem scheu.
Zusätzlich wurde auf dem Gebiet des Knysna Elefant Park eine Elefantenherde „gegründet“, deren Mitglieder alle als Waisen in den Park aufgenommen und aufgezogen wurden – oder mittlerweile bereits Nachkommen dieser Waisen sind. Daher sind die Elefanten an den Umgang mit Menschen gewöhnt, so dass man sie wirklich hautnah erleben kann, ohne dass sie zu etwas gezwungen werden. Wir fahren mit einem Jeep zu einer Stelle, wo die Elefanten wohl immer gefüttert werden. Die Tiere grasen etwas weiter weg und kommen angelaufen, als sie den Jeep sehen. Wir steigen aus und dürfen tatsächlich die Elefanten aus nächster Nähe bestaunen, fotografieren, streicheln und sogar füttern. Ein Jungtier ist besonders vorlaut und sichert sich damit das meiste Futter.
Auch wenn es natürlich keine „richtig wilden“ Elefanten sind, ist es schon toll, wenn man mal den Rüssel anfassen kann. Der Kleine saut uns beim Fressen dann auch etwas ein. Nach einer Weile ist das Futter leer und die Elefanten ziehen wieder ab. Einer der Ranger kommentiert das mit: „No food – no friend!“ Wir bleiben noch ein bisschen und beobachten, wie die Herde weiter weg am Waldrand grast. Auf einmal wird der kleine Kerl aktiv: Er rennt wieder in unserer Richtung, hebt den Rüssel, trompetet und wackelt mit den Ohren. Die anderen Elefanten lassen sich davon anstecken und kommen auch wieder in unsere Richtung. Kurz darauf hören wir es auch: Der nächste Jeep mit „Futterspendern“ ist unterwegs.
Wir müssen das Feld für die neue Touristengruppe räumen und fahren zurück zum Parkeingang. Wie schon oft bei sowas sind wir zwiegespalten: Es war ein ganz tolles Erlebnis für uns. Aber ich weiß nicht, wie es den Elefanten dabei geht. Andererseits scheinen sie ja doch relativ frei in ihrer Entscheidung zu sein, ob sie nun herkommen oder nicht. Dadurch haben wir das Gefühl, dass es okay ist. Außerdem: Wer sowas mal erlebt hat, wird sensibilisiert für den Schutz der Elefanten und ihrer Lebensräume. Und das wiederum kommt den wilden Verwandten zu Gute.
Eigentlich wollten wir im Knysa Forest noch ein paar große Wanderungen machen, aber knöchelbedingt fällt das aus. Nein, wir erwarten nicht wirklich, hier die wilden Elefanten zu sehen, aber der Wald ist auch landschaftlich sehr beeindruckend. Über 100 verschiedene heimische Baumarten (zum Vergleich: in ganz Mitteleuropa gibt es nur etwa halb so viele!) prägen den Regenwald hier. Besonders bekannt ist der Big Tree („King Edwards Tree“). Dieser Yellowwood-Baum ist 39 m hoch, hat einen Umfang von 7 m und wird auf ein Alter von ca. 650 Jahren geschätzt. Bis hierher führt ein nur ca. 100 m weiter Spazierweg – das ist auch für uns gut zu schaffen! Neben den Bäumen ist der Wald auch bekannt für seine imposanten, bis zu 6 m hohen Baumfarne. Um diese näher sehen zu können wagen wir noch den 500 m „langen“ Fern Walk. Das Wetter war heute den ganzen Tag sonnig und warm, mit nur ein paar vereinzelten Wolken, also wollen wir noch nicht zurück zur Unterkunft. Wir beschließen, mit dem Auto zurück nach Knysna zu fahren und dem dortigen Pledge Park einen Besuch abzustatten. Es handelt sich dabei um ein kleines Naturreservat mit einheimischer Vegetation und einigen attraktiven Aussichtspunkten. Wir laufen nur ein bisschen darin herum und bekommen unglaublich viele Vögel zu sehen. Jetzt können wir getrost „nach Hause“ fahren, wo es auf unserer Terrasse Gemüse-Curry zum Abendessen gibt.
Übernachtung: Pirates Creek (Self-Catering), Wilderness
So., 20.11.2005: Oudtshoorn
Heute verlassen wir die Küste und fahren in die „Straußenhauptstadt“ Oudtshoorn. Dort machen wir uns zuerst auf die Suche nach einer passenden Bleibe und werden im Schoemanshoek Valley, ca. 15km von Oudtshoorn entfernt, fündig. Das Gästehaus Oue Werf verfügt nur über 8 Zimmer, jeweils 2 als „Doppelhaus-Bungalow“ zusammen, alle mit separatem Eingang und mit alten Möbeln stilvoll eingerichtet. Das Ganze ist eingebettet in einen wirklich hübschen Garten mit schönem Swimming-Pool. Was will man mehr?
Auch wenn es uns schwer fällt, verlassen wir unser „zu Hause auf Zeit“ gleich wieder, um eine der Straußenfarmen in Oudtshoorn zu besuchen. Wir entscheiden uns für die Cango Ostrich Farm, wo wir eine ca. 45-minütige interessante Führung mitmachen. Zuerst zeigt man uns die Eier und den Brutautomaten. Es gibt auch ein „künstliches“ Nest, wo man sich tatsächlich auf die Eier draufstellen kann, ohne dass sie auch nur den geringsten Schaden nehmen – sowas wie der ultimative Gewichtstest. Danach kommen wir an Weiden mit verschieden großen Küken vorbei. Die goldigen Wuschel wachsen echt flott! Schließlich machen wir noch Bekanntschaft mit einer sehr freundlichen Straußen-Dame, die sich aus der Hand füttern und umarmen lässt – und Christian sogar eine „Nackenmassage“ verpasst. Den Abschluss der Tour bildet der Besuch einer Art „Arena“, wo man sich auf die Strauße draufsetzen oder sie sogar reiten kann. Das lassen wir dann aber doch lieber. Vermutlich finden die Tiere das nicht so toll….
Das Wetter ist heute sehr heiß, es gibt Sonne pur und nur ein paar vereinzelte Wolken, so dass wir den Vormittag noch zu einer Rundfahrt nutzen. Wir fahren über die landschaftlich ausgesprochen schöne Strecke über die Meeringspoort-Schlucht und den Swartberg-Paß. Unser Frosch kann mal wieder zeigen, dass er auch auf Gravel-Roads zu Hause ist.
Danach fahren wir zu den Cango Caves, einer sehr sehenswerten Tropfsteinhöhle mit gewaltigen Kammern. Aber natürlich begnügen wir uns nicht mit einer Standard-Führung, wir wollen mehr! Und so buchen wir die 90-minütige Adventure Tour. In der Beschreibung steht, dass die Tour nicht geeignet ist für Personen mit Platzangst, Rückenproblemen oder Bluthochdruck. Das ist was für uns!
Die Tour startet zunächst mit den gleichen Sehenswürdigkeiten wie die normale Führung, z.B. Broken Column und Lace Curtain. So kommt man beispielsweise in die riesige „Van Zyl’s Hall“: Mit einer Größe von 90 x 50 Meter und einer Höhe von 14 bis 18 Metern sehr beeindruckend. Am Ende der Standard-Tour beginnt dann der eigentliche Spaß. Mit dabei auf unserer Tour ist eine echte „Big Mama“. Der Guide weist sie darauf hin, dass es sehr eng wird, dass sie also möglicherweise mit ihrer Leibesfülle Probleme bekommen könnte. Aber die Dame findet das diskriminierend und geht mit.
Zunächst geht es 200 Stufen auf der Jacobs’s Ladder hinunter in die Grand Hall und von dort in die 85 m lange Lumbago Alley. Hier ist die Decke zu niedrig, um aufrecht zu gehen – auf 28 m sogar höchsten 1,20 hoch, so dass wir gebückt durchgehen. Über eine weitere Eisenleiter geht es weiter hinunter. Wir krabbeln durch den „Tunnel of Love“, der nur 74 cm Durchmesser hat und sich an einem Punkt sogar auf 30 cm verengt.
Nachdem unsere Big Mama das gesehen hat, lässt sie sich vom Guide doch zum Umkehren bewegen. Vermutlich hatte sie dann doch Angst, steckenzubleiben. Also ICH hab das auch befürchtet.
Zwischen der ganzen Aufregung und Anstrengung gibt es natürlich immer wieder beeindruckende Tropfstein-Formationen zu sehen. Über einen steilen Anstieg erreicht man Devils’s Kitchen. Der Führer deutet auf einen engen Spalt in der Wand, den berüchtigten Devils’s Chimney – den Teufels-Schornstein. Wenn man sich bückt, kann man den etwa 45 cm weiten, steilen Schacht sehen. DA sollen wir hochkrabbeln?? Man fühlt sich wirklich wie in Teufels Küche! Also kriechen wir nacheinander den zum Glück nur 3,5 m langen Schornstein nach oben. Die Schwierigkeit dabei ist, dass man wegen der Enge des Schachts die Knie nicht vor den Körper bringen kann, so dass das Aufwärtskriechen nur in kleinsten „Schritten“ erfolgen kann. Oben erwartet einen eine größere Kammer – und eine noch kleinere Öffnung. Devil’s Post Box ist der einzige Weg nach draußen, also was soll’s – auf dem Rücken liegend robbt man sich hier durch den nur 27 cm „hohen“ Gang. Geschafft! Wir sind froh, als wir auf mehr oder weniger „normalen“ Wegen wieder ans Tageslicht kommen. Alle sind nassgeschwitzt und ich glaube, das liegt nicht nur an der Anstrengung. Aber Spaß gemacht hat es trotzdem sehr!
Nach so viel Aufregung brauchen wir ein wenig Entspannung! Da es sehr heiß ist und die Sonne vom wolkenlosen Himmel brennt, fahren zurück in unsere Unterkunft, wo wir den Nachmittag entspannt am Pool verbringen. Als es gegen Abend vereinzelte Wölkchen gibt, können wir uns vom Pool losreißen und schlendern noch etwas durch den Garten. Dabei entdecken wir noch ein Gehege mit Straußen-Küken. Zwischen den Straußen läuft auch ein verletzter Springbock, den die Familie hier hochpäppelt. Da fällt uns auf, dass eines der Straußenbabys in eine Wasserrinne gefallen ist und einfach nicht mehr alleine rauskommt! Wir alarmieren die Farmbesitzer und so wird der Kleine quasi durch unsere Meldung gerettet. Für diese Heldentat haben wir uns das von der Gästehaus-Besitzerin selbstgemachte fantastische Abendessen auf der Terrasse des Haupthauses natürlich redlich verdient. Zu solchen exquisitem Anlaß mache ich eine Ausnahme von meinem Fast-Vegetarismus und lasse mir ein sehr leckeres Straußensteak schmecken.. Ich glaube das war die teuerste Übernachtung der ganzen Reise, aber allein die Atmosphäre in den historischen Gemäuern und alles mit Kerzen beleuchtet ist es wert!
Übernachtung: Oue Werf Guesthouse (B&B), Schoemanshoek Valley, Oudtshoorn
Mo., 21.11.2005: Graaff-Reinet
Wir verlassen unser Paradies leider schon wieder und fahren in die Wüstenregion „Große Karoo“. Erstes Ziel dort ist Graaff-Reinet, nach Kapstadt, Stellenbosch und Swellendam die viertälteste Siedlung in Südafrika. Hier suchen wir uns diesmal eine deutlich günstigere Übernachtungsmöglichkeit. Der Name ist einfach die Adresse: No. 4 Rothman Street. Zorb und Jenny heißen unsere freundlichen Gastgeber und sie vermieten uns sehr günstig eine Selbstversorger-Unterkunft für eine Nacht. Es ist sehr heiß – Sonne pur –, so dass wir zuerst mal eine Mittagspause am Pool machen.
Am Nachmittag, bei optimalen Lichtverhältnissen, fahren wir dann ins Karoo Nature Reserve, zum Valley of Desolation. Das “Tal der Trostlosigkeit” wurde im Laufe von Millionen von Jahren durch Verwitterungserosion geschaffen und bietet spektakuläre Aussichten auf das ca. 500m tiefer liegende Graaff-Reinet und die Karoolandschaft.
Wir sind hier oben ganz alleine, Christians Fuß geht es viel besser. Also wagen wir eine 1,5-stündige Wanderung. Unterwegs nimmt der Wind stark zu, es bilden sich Wolken. Im schwindenden Licht des späten Nachmittags sind die bis zu 120 m hohen Felswände und –säulen besonders beeindruckend. Ich erwarte jeden Moment kreisende Adler, aber die bleiben dann doch aus.
Wieder zurück in der Rothman Street stellen wir fest, dass unsere Unterkunft doch keine richtige Kochmöglichkeit hat. Außerdem gibt es keine Möglichkeit draußen zu sitzen. Schade, denn ansonsten ist das Preis-Leistungs-Verhältnis hier top. Vielleicht hätte man das Ganze einfach als Bed & Breakfast anbieten sollen, statt als Selbstversorger-Zimmer. So beschließen wir, heute Abend Essen zu gehen. Unsere Gastgeber empfehlen uns ein Restaurant, wo sie uns auch gleich einen Tisch reservieren. Wir laufen durch Graaff-Reinett dorthin und sind von der Vielzahl hübscher, historischer Häuschen begeistert. Als wir im „Pioneers“ ankommen hat der Wind nochmal zugelegt, eine dunkle Wolkenfront steht am Himmel. Wir sitzen ja aber sowieso erst mal drinnen – und hübsch dekoriert ist das Restaurant auch noch. Ich mache schon wieder eine Ausnahme und probiere Springbock – er schmeckt sehr gut! Trotz der Ankündigungen der Locals, dass es sicher gleich Regen geben wird, machen wir uns auf den Rückweg – und bleiben sogar trocken.
Übernachtung: No. 4 Rothman Street (self-catering), Graaff-Reinet
Di., 22.11.2005: Mountain Zebra National Park
Wider Erwarten hat es in der Nacht nicht geregnet. Wir wollen jetzt endlich Tiere sehen und fahren zum Mountain Zebra National Park. Meist sind die Übernachtungen in den Nationalparks begrenzt und heißbegehrt, so dass man ohne Reservierung schlechte Karten hat. Aber das Glück ist uns hold und wir bekommen für eine Nacht eine Cabin im Park. Von dort aus fahren wir eine 1,5 stündige Rundtour. Im Park darf man nicht aussteigen, da ja alle Tiere und auch Raubtiere hier frei umherlaufen.
Unterwegs sehen wir tatsächlich ziemlich viele Tiere: Springböcke, Kuhantilopen, Gnus und schließlich auch die für den Park namensgebenden Bergzebras. Diese unterscheiden sich von den viel weiter verbreiteten Steppenzebras vor allem durch die breiteren schwarzen und schmaleren weißen Streifen. Die Bergzebras haben weder „Schattenstreifen“ noch Streifen am Bauch.
Außerdem sehen wir noch Paviane, Strauße und Schildkröten. Wir nutzen das sonnige Wetter bei angenehm kühler Luft und starten noch zu einer weiteren Rundtour. Diesmal soll sie 2,5 Stunden dauern und man darf sie nur in eine Richtung befahren, da der Weg stellenweise recht steil und auch zu eng für entgegenkommende Fahrzeuge ist. Tatsächlich überqueren wir auch eine tiefe Furt und müssen schon beim Runterfahren Schwung holen, um durch das Wasser und auf der anderen Seite die steile Auffahrt wieder hoch zu kommen. Doch „The Frog“ meistert auch diese Schwierigkeit.
Dann kommen wir am ersten Picknickplatz vorbei. Es handelt sich dabei um ein umzäuntes Gelände, so dass man hier gefahrlos aussteigen kann, was wir dann auch machen. Als wir dabei sind, unser mitgebrachtes Essen zu verspeisen, stellt Christian fest, dass wir vorne kein Nummernschild mehr am Auto haben. Er ist überzeugt, dass wir es bei der Einfahrt in den Park noch hatten. Wahrscheinlich haben wir es in der steilen Furt verloren. Was tun? Die Gefahr, dass wir spätestens bei der Ausfahrt aus dem Park wegen fehlendem Nummernschild aus dem Verkehr gezogen werden, ist ziemlich hoch. Und selbst wenn nicht da: Bei den vielen Polizeikontrollen hier werden wir nicht weit kommen. Um ein neues Nummernschild zu bekommen müssten wir ziemlich weit fahren, denn wir sind hier schon fernab der Zivilisation. Und dafür teure Urlaubstage opfern und dann nicht alles sehen, was man sich vorgenommen hat? Wegen eines blöden Nummernschildes? Christian entschließt sich dazu, den einen Kilometer entgegen der Einbahnstraße zurück zur Furt zu fahren. Glücklicherweise ist außer uns niemand unterwegs. Und jetzt? Aussteigen darf man nicht. Und genau genommen will man es auch nicht. Und schon gar nicht will einer von uns durch die Furt waten und rausfinden, ob da auch Krokodile drin sind. Andererseits werden die nicht da liegen, wo dauernd einer mit dem Auto durchfährt. So doof sind sie ja dann auch nicht. Christian manövriert also das Auto rückwärts so weit in die Furt, dass der Auspuff fast im Wasser ist und der Motor grade noch so anbleibt. Dann steigt er vom Fahrersitz über die Rückbank in den Kofferraum und angelt – sich am Sicherheitsgurt der Rücksitze festhaltend – im Wasser nach dem Nummernschild. Nach nur wenigen Sekunden präsentiert er mir stolz das aus dem Wasser gefischte Nummernschild. Ich freue mich: „Oh toll, aber leider ist es nicht unseres!“. Tja, ganz offensichtlich waren wir nicht die ersten, denen das hier passiert ist. Vom Erfolg angestachelt startet Christian einen 2. Versuch. Diesmal ist es das Richtige und sogar beide Schrauben sind noch dran. Wir können also zurückfahren und das Schild mit dem Taschenmesser einfach wieder festschrauben. Wir überlegen eine Weile, was wir mit dem anderen gefundenen Schild machen sollen und entschließen uns dann, es – trotz der ja nicht ganz den Parkregeln entsprechenden Aktion – bei der Rezeption abzugeben. Vielleicht geht es ja noch jemandem wie uns und der freut sich wie Bolle, wenn er das Ding wiederbekommt. Nach der ganzen Aktion hat sich der wagemutige Schilder-Angler auch Bier und Chips auf der Terrasse verdient (Anmerkung Christian: Juhu!)
Ach so, vor lauter Aufregung hab ich vergessen zu erwähnen, weswegen wir ja eigentlich hier sind. Wir haben auf der Tour noch ein paar „neue“ Tiere gesehen: Blessböcke, Weißschwanz-Gnus, Meerkatzen, Erdhörnchen und die lustigen Ginueafowls (Perlhühner).
Den Sonnenuntergang genießen wir beim selbstgekochten Essen auf der Terrasse. Die Atmosphäre hier ist unglaublich. Die Geräuschkulisse der Tiere bei Nacht ist extrem beeindruckend – eine unsere schönsten Erfahrungen. So wie diese Unterkunft überhaupt zu den schönsten der ganzen Reise gehört.
Übernachtung: Mountain Zebra National Park Cabin (Self-catering)
Mi., 23.11.2005: Mountain Zebra National Park -> Rhodes
Früh morgens brechen wir nochmal zum 1,5 Stunden-Loop auf. Wir bekommen ein Red Hartebeest samt Jungtier zu sehen, einen kleinen Springbock, einen uns unbekannten hübschen Vogel – und natürlich wieder Bergzebras. Danach frühstücken wir auf unserer Terrasse. Beim Abräumen stellen wir fest, dass die Meerkatzen hier schon ganz schön frech sind. So lange wir draußen sitzen, sieht man sie kaum. Aber sobald wir reingehen, machen sie sich über die Reste auf dem Tisch her. Wir stellen also im Wechsel immer eine Wache, bis der Tisch vollständig abgeräumt ist. Irgendwie ist es ja süß – aber es sind eben Wildtiere und die sollte man nicht anfüttern. Noch dazu stelle ich mir vor, es wären Paviane, die so dreist sind. Bei deren Gebiss hätte ich da echt Angst!
Leider müssen wir den Park heute auch schon wieder verlassen. Bei sonnigem Wetter mit nur vereinzelten Wölkchen geht es weiter Richtung Kap-Drakensberge: Über Cradock, Aliwal North und Lady Grey bis Barkley East. Von hier sind es dann nochmal ca. 60 km Dirt Road bis zu unserem heutigen Ziel: Rhodes. Unterwegs geraten wir in eine Polizeikontrolle. Wir erfahren, dass es sich dabei um eine Kontroll- und Entseuchungsstation gegen Maul- und Klauenseuche handelt. Wir müssen aussteigen und mit den Füßen durch ein Desinfektionsbad gehen. Auch der Wagen muss da durch.
Ob es hilft, ist fraglich, aber da die Krankheit ein echtes Problem hier ist, muss man eben alles versuchen. Zum Glück haben wir als (Fast-)Vegetarier kein Fleisch dabei, sonst hätte man das konfisziert. Bei der Anfahrt auf Rhodes verkünden schon von Weitem riesige Buchstaben am Berg den Ortsnamen – fast so wie in Hollywood.
Das Örtchen selbst ist allerdings nicht ganz so mondän und so gestaltet sich die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit eher übersichtlich. Wir entscheiden uns für ein sehr günstiges Selbstversorger-Zimmer im Rubicon: Das Zimmer ist riesig, denn es handelt sich um ein ehemaliges Klassenzimmer. Sogar die Tafel hängt noch. Leider lässt das Bad etwas zu wünschen übrig: Es gibt nur eine Badewanne, keine Dusche und so ganz toll sauber ist das Ganze auch nicht. Außerdem nimmt man hier keine Karten, sondern nur Bargeld – und davon haben wir fast nichts mehr. Der Tank ist auch schon fast leer, also begeben wir uns zum Geldautomaten, um Abhilfe zu schaffen. Das System des ATMs hier ist lustig: Wenn der Automat die Karte akzeptiert, dann druckt er einen Beleg über die entsprechende Abhebung aus und dafür bekommt man im Laden dann Bargeld. Leider will der Automat aber unsere Karten nicht akzeptieren. Trotz mehrfacher verzweifelter Versuche mit diversen Karten kriegen wir das Ding nicht dazu, einen Beleg zu drucken. Die Angestellte im Laden versucht uns zu helfen und statt der Methode „Karte reinstecken“ versuchen wir es auf ihren Rat hin mit der Methode „Karte durchziehen“. Aber es soll nicht sein, auch hier sind die Versuche mit sämtlichen Karten erfolglos. Und nun??? Wir können weder unser Zimmer bezahlen, noch können wir Sprit kaufen, um von hier wegzukommen… Zum Glück ist gerade eine Angestellte des Rhodes-Hotel im Laden. Sie erzählt uns, dass es für Hotelgäste noch einen Automaten im Hotel gibt. Wir folgen ihr dahin und nachdem wir gemeinsam wieder längere Zeit herumprobieren, welche Karte wie in den Automat gesteckt werden muss, schaffen wir es tatsächlich. Wir sind wieder flüssig! Ufff!!!
Zurück in unserem Klassenzimmer stellen wir fest, dass es hier leider auch keine Möglichkeit zum draußen Sitzen gibt. Wir beschließen also lieber Essen zu gehen und entscheiden uns für das Walkerbouts Inn, wo es angeblich selbstgebrautes Bier vom Fass gibt. Leider gibt’s das heute aber nicht. Trotzdem kann man ganz schön draußen sitzen und wir essen leckere und sehr preiswerte Pizza.
Übernachtung: Rubicon (Self Catering), Rhodes
Do,. 24.11.2005: südliche Drakensberge, Weg zurück zur Küste
Der Tankwart wirft extra für uns die Pumpe an und so fahren wir frisch mit Sprit und Bargeld betankt über den mit 2.500 m höchsten Pass Südafrikas, den Naudes Nek Pass, durch die südlichen Drankensberge. Von unserem nächsten Ziel, McLear, trennen uns 120 km Schotterstraße. Die Strecke ist wunderschön, aber auch sehr einsam und in ziemlich schlechtem Zustand. Oft geht es direkt neben der Piste steile Abhänge hinunter und es sind nur 20 km/h möglich.
Hier müssen Frosch und Fahrer beweisen, was sie können… Auf dem Weg begegnet uns nur einmal ein anderes entgegenkommendes Fahrzeug. Der Fahrer hält, begrüßt uns per Handschlag und will wissen, wie die Lage ist. Er beruhigt uns, dass wir den schlimmsten Teil der Piste schon fast geschafft haben und auf dem richtigen Weg sind. Wie nett! Hier freut man sich offensichtlich, wenn man anderen Menschen begegnet. Ist im übervollen Europa ja eher nicht so….
Wegen des tollen sonnigen Wetters wollen wir in McLear am Tstitsa-Wasserfall picknicken. Laut unseres Reiseführers ist der „einige Kilometer außerhalb“. Obwohl es selbstgemalte Schilder gibt und wir mehrmals nachfragen, können wir den Wasserfall nicht finden. Vielleicht wäre die Abfahrt an einer großen Baustelle gewesen, wo wir eben gerade nicht abfahren konnten. Auf jeden Fall sind wir am Ende noch mal 80 km Gravel Road umsonst gefahren. So setzen wir die Fahrt fort nach Umtata, wo wir auf die N2 wechseln und quer durch die Transkei bis kurz vor Buffalo City (früher East London) fahren. Das Picknick findet dann eben während der Fahrt statt!
Kurz vor Buffalo City verlassen wir die N2 wieder und fahren nach Cintsia, wo wir uns auf Unterkunftssuche begeben – und wir finden ein echtes Schmuckstück.
Die Crawfords Cabins sind sehr schöne Bungalows mit Küche und mit eigener Meerblick-Terrasse. Witzig ist, dass wir am Anfang das Badezimmer suchen.
Fündig werden wir schließlich hinter einer Schranktür. Wir nutzen Küche und Terrasse, indem wir ein leckeres Abendessen kochen, das wir draußen mit Blick aufs Meer genießen.
Eine der schönsten Unterkünfte der gesamten Reise!
Übernachtung: Crawford’s Cabins (B&B, mit Küche), Cintsia
Fr., 25.11.2005: Port Elizabeth
Der Tag startet leider sehr bedeckt. Trotzdem lassen wir uns in dieser tollen Gegend die Laune nicht verderben und machen einen Strandspaziergang vorm Frühstück. Beim eigentlich sehr reichhaltigen Frühstücksbuffet gibt es leider einen Stromausfall, so dass wir auf Kaffee und Toastbrot verzichten müssen. Es gibt wahrhaft Schlimmeres!
Wir fahren Richtung Port Elizabeth. Unterwegs tröpfelt es immer mal wieder. Dort angekommen, steht zunächst wieder Unterkunfts-Suche auf dem Programm: Wir entscheiden uns fürs Africa Beach B&B. Die Unterkunft ist ganz nett und es gibt einen schönen Pool. Allerdings sind hier fast alle Deutsche: Die Besitzer, die Gäste… – das ist uns einfach zu viel „German spoken“. Es gibt keine Möglichkeit, ungestört draußen zu sitzen. Wir beschließen, morgen wieder abzureisen. Jetzt wollen wir uns aber erst mal die Innenstadt von Port Elizabeth anschauen. Obwohl PE, wie die Stadt hier genannt wird, ziemlich groß ist, hat sich der Stadtkern seinen kleinstädtischen Charme bewahrt. Zuerst müssen wir einkaufen gehen. Denn die Schuhe, die ich anhabe, werden leider das Ende des Urlaubs nicht mehr erleben…. Danach besuchen wir das Donkin Reserve, einen weiten grasbewachsenen Platz, der Anfang des 19. Jahrhunderts von Gouverneur Donkin angelegt wurde. Auf dem Platz errichtete er in Gedenken an seine verstorbene Frau Elizabeth eine Pyramide, das Donkin Memorial. Nach seiner Frau ist übrigens auch die ganze Stadt benannt. Neben der Pyramide wurde 1861 noch das Donkin Lighthouse erbaut. Ein Leuchtturm mitten in der Stadt. Im Anschluss laufen wir etwa einen Kilometer Richtung Osten zum ca. 70 Hektar großen St. George’s Park. Neben ausgedehnten Grünanlagen interessiert uns vor allem das Conservatorium, das den Botanischen Garten und ein wunderschönes viktorianisches Gewächshaus beherbergt. Nach dem Getröpfel den ganzen Tag wird es gegen Abend sogar noch einmal sonnig.
Dinner gibt’s heute auswärts und weil wir so gerne indisch essen, gehen wir in’s Chan’s. Dort schmeckt uns das Essen allerdings überhaupt nicht.
Übernachtung: Africa Beach (B&B), Summerstrand
Sa., 26.11.2005: Port Elizabeth, Fahrt Richtung Addo Elephant National Park
Heute Morgen ist noch einmal Einkaufen angesagt: Shop till you drop im Greenmarket Shopping Centre. Das ist wirklich ein unglaublich riesiger Supermarkt. Es gibt einen ganzen Gang nur mit Reis und 35 Kassen! Unter anderem kaufen wir 2 Alu-Schälchen mit abklappbarem Haltegriff, damit wir endlich gut Gemüse auf dem Grill zubereiten können. Und um sämtlichen Vorurteilen bezüglich Frauen und Schuhen entgegenzuwirken: Hier ist es nämlich Christian, der sich ein Paar Schuhe kauft. Aber nach den vielen Läden und Leuten ist klar: Wir haben einen Stadt-Koller und müssen hier schleunigst raus!
Wir fahren Richtung Addo Elephant National Park. Dort haben wir für 2 Nächte eine Unterkunft vorgebucht, aber erst für morgen und übermorgen. Also müssen wir uns für heute nochmal was außerhalb des Parks suchen.
Wir werden fündig, ca. 25 km vom Park entfernt, direkt am Avoca River: In einer Zitrusplantage werden sehr rustikale, aber trotzdem schöne Selbstversorger-Cabins angeboten. Am Haupthaus werden wir von 2 Hunden begrüßt, die sich dann direkt anschließen, als „Frauchen“ uns den Bungalow zeigt. Wir mögen Hunde und die beiden uns anscheinend auch, denn sie bleiben bis zum Abend bei uns.
Wir schauen uns das Häuschen etwas näher an: Außen und innen ist alles aus Holz. Die Dusche ist vielleicht ein bisschen zu rustikal, aber dafür macht es die schöne Lage am Fluss wieder wett. Außerdem gibt es sogar noch einen kostenlosen Kanuverleih dazu. Hinter dem Haus bauen Webervögel ihre Nester. Später finde ich in der Unterkunft eine fette Spinne – natürlich über MEINEM Bett. Woher wissen diese Achtbeiner eigentlich immer, wer sie am wenigsten mag? Naja, ich werde es überleben .
Nachmittags spazieren wir durch die Zitrusplantage von Avoca River. Am Flussufer sehen wir einen Eisvogel. Die beiden Hunde sind natürlich mit dabei.
Mittlerweile ist es ziemlich bewölkt und auch ganz schön windig geworden. Dabei wollen wir doch heute Abend dem National“sport“ der Südafrikaner frönen: Dem Braai (Grillen). Also machen wir uns schnell auf den Rückweg. Natürlich haben wir eine eigene Grillstelle, wo wir sogleich das Holzfeuer entfachen. Mit unseren Alu-Schälchen geht auch das Gemüse-Grillen wirklich gut. Anscheinend ist auch für die beiden Hunde Fütterungszeit, denn plötzlich verlassen sie uns. Der befürchtete Regen bleibt aus, so dass wir noch lange draußen sitzen und dazu gleich 2 Flaschen sehr gute Rotweine trinken können.
Übernachtung: Avoca River Cabin (Self-catering)
So., 27.11.2005: Addo Elephant National Park
Kaum sitzen wir auf der Terrasse und fangen an zu Frühstücken, bekommen wir wieder Gesellschaft von unseren 2 „Leihhunden“. Das Wetter ist perfekt: Sonnig und warm. Fast fällt es uns etwas schwer, wegzufahren. Aber uns erwarten größere Tiere – hoffentlich!
Wir machen uns also auf zum Addo Elephant Park, wo man auf eigene Faust durch den Park fahren kann. Und es gibt auch ganz schön viele Tiere zu sehen: Natürlich die obligatorischen Elefanten – wir erwischen sie beim Schlammbad – , aber auch Burchells Zebras, Red heartebeests (Kuhantilopen), Kudus, Warthogs (Warzenschweine), Schildkröten, Ibisse und einen Sekretär – nicht den aus dem Büro, den Vogel natürlich!
Ab kurz vor Sonnenuntergang darf man nicht mehr selbst in den Park fahren. Viele Tiere sind aber eben gerade bei Dämmerung und nachts aktiv. Deshalb buchen wir eine „Sunset-Fahrt“, bei der man von einem Ranger rumgefahren wird. Dabei sehen wir einige Büffel und eine Löwin beim Trinken.
Zum Abendessen kochen wir Nudeln mit Gemüse und genießen die Annehmlichkeiten der wirklich ganz tollen Unterkunft.
Übernachtung: Addo Elephant National Park, Main Camp (Self-Catering)
Mo., 28.11.2005: Addo Elephant National Park
Heute scheint wieder ein sehr sonniger Tag zu werden. Um die Tiere noch zu sehen, bevor sie sich vor der Hitze verstecken, stehen wir früh auf und machen eine Morgenfahrt auf eigene Faust. Unter anderem erwischen wir ein Paar vögelnde Strauße (sorry, aber mir gefällt das Wortspiel). Nach der Rundfahrt machen wir erst mal Frühstück auf unserer Terrasse, bevor wir nochmal losziehen. Diesmal fahren wir den Hapoor-Loop, der uns aber nicht so gut gefällt. Vielleicht liegt es aber auch an der Tageszeit. Tatsächlich bleibt es so sonnig und wir beschließen, erst mal eine Runde am Swimming-Pool auszuruhen.
Später besuchen wir noch den Bird-Hide, wo wir eine Wasserschildkröte und einen schönen Red Bishop (Oryx-Webervogel) beobachten. Danach gehen wir in den Laden des Nationalparks, wo neben Lebensmitteln auch Souvenirs verkauft werden. Außerdem buchen wir nochmal eine geführte Tour für heute Abend. Im Anschluss schauen wir am nahe gelegenen Wasserloch nochmal nach Tieren. Aber alles, was sich zeigt, ist ein poppendes Schildkröten-Paar. Die sind allerdings deutlich lauter als die Strauße, so dass man sie eigentlich eher durch Hören als durch Sehen findet.
Am Nachmittag unternehmen wir nochmal eine Pirschfahrt auf eigene Faust, wobei es aber keine besonderen Tier-Sichtungen zu berichten gibt. Bevor es zur Nachtfahrt losgeht wird zum Abendessen nochmal gegrillt.
Auf der Night-Tour sehen wir dann tatsächlich allerhand „neues“ Getier: Schakale, Hasen, Springhasen, eine Striped Polecat (Serval), eine Spotted Hyena (Tüpfelhyäne) mit Baby, einen Aardwolf (Erdwolf) sowie Büffel. Auf dem kurzen Fußweg vom Ende der Tour bis zu unserem Häuschen begegnet uns sogar noch ein Duiker, so eine Art Mini-Antilope. Das hat sich doch mal gelohnt!
Übernachtung: Addo Elephant National Park, Main Camp (Self-Catering)
Di., 29.11.2005: Amakhala Game Reserve
Heute geht es weiter zum nächsten Safari-Ort: Ins Amakhala Game Reserve, genauer gesagt nach Reed Valley. Wie bei so vielen anderen privaten Tierreservaten handelt es sich beim Amakhala Game Reserve um ehemaliges Farmgelände. Irgendwann haben die Farmer festgestellt, dass sich mit den „Big 5“ und vor allem mit den von ihnen angelockten Touristen mehr Geld verdienen lässt als mit der Rinderzucht. So haben sich umliegende Farmen zusammengetan, einen Teil ihres Landes mit sicheren Zäunen versehen und nach und nach die Tiere wieder heimisch gemacht, die hier ursprünglich zu Hause waren. Oft gibt es vorgeschriebene Quoten, wie viel Land eine Farm pro Gästebett zur Verfügung stellen muss. Ein gutes Konzept! Und offensichtlich geht es auf. Denn als ich vor 5 Jahren schon mal hier auf Reed Valley war, gab es eine Rinderzucht und nebenher ein paar Gästezimmer. Auch damals war es hier schon sehr schön, aber viel familiärer. Die Eigentümerin (Tracy) hat noch selbst fürs Essen der Gäste gesorgt – heute gibt es einen Koch. Ihr Mann Rod hat sich neben der Versorgung der Kühe die Zeit genommen, auf Wunsch eine Pirschfahrt anzubieten, die dann extra zu bezahlen war. Heute ist alles viel professioneller: Es gibt keine Kühe mehr, die Preise sind deutlich höher, enthalten dafür aber auch alle Pirschfahrten und Aktivitäten. Ein Angestellter führt die Pirschfahrten durch und ein Koch kümmert sich um das leibliche Wohl der Gäste.
Trotzdem ist es ein wunderschöner Ort geblieben!
Da es ziemlich heiß ist entspannen wir erst mal ein bisschen am Pool und lesen. Danach bekommen wir Lunch serviert. Um 14:30 Uhr starten wir zum Afternoon Game Drive. Neben uns sitzt noch ein weiteres Paar im Jeep, ebenfalls Deutsche. Es ist ziemlich heiß und natürlich ist die Fahrt über Pisten nicht ganz ruckelfrei. Plötzlich muss sich die Frau neben uns übergeben. Gut, wir sind ja im Freien… Irgendwie ist der krasse Strahl, den die Frau da von sich gibt, ja schon fast beeindruckend. Ihr Mann entschuldigt sie mit den Worten „Meine Frau hat Migräne!“. Ach…! Naja, beneidenswert ist sie natürlich nicht, trotzdem ist das ganze fast lustig und der Satz wird irgendwie bei uns zum Running Gag. Leider lässt sich auf dieser Pirschfahrt kein Tier blicken.
Im Anschluss machen wir eine nette River Cruise. Auf dem Boot gibt es leckeren Käse und Wein, während die schöne Landschaft an uns vorbeifließt. Danach starten wir zum nächsten Game Drive. Inzwischen ist es ziemlich bewölkt und deutlich kühler. So bekommen wir reichlich Tiere zu sehen: Zum ersten Mal sehen wir Wasserböcke! Das sind die, die aussehen, als ob sie sich auf eine frisch gestrichene Toilettenbrille gesetzt hätten. Außerdem begegnen uns Giraffen, Zebras, Elen-Antilopen, Impalas, Weißschwanz-Gnus und sogar Nashörner.
Schließlich halten wir in der Nähe eines Elefanten. Eigentlich dachten wir nach dem Addo Elephant Park, wir hätten genügend Elefanten gesehen und da könnte uns nichts mehr aus der Fassung bringen.
„Norman“, so heißt der Rüsselträger, belehrt uns jedoch eines Besseren! Er kommt so nah an unseren – wohlgemerkt offenen – Jeep, dass er durch einfaches Anheben des Rüssels Christian hätte berühren können. Zum Glück sitze ich auf der anderen Seite…. Der Ranger kennt den Elefanten zwar gut und meint, er komme aus dem Addo Elephant Park und sei deswegen an Menschen gewöhnt. Allerdings will er dann doch den Motor wieder anlassen, um im Zweifelsfall startbereit zu sein. Norman ist aber schon zu nah. Wenn er jetzt den Motor anmachen würde, dann könnte das den Elefanten erschrecken. So bleibt der Fahrer regungslos mit der Hand am Gewehr sitzen und beobachtet jede Bewegung des Riesenkerls sehr genau. Glücklicherweise erweist sich Norman aber doch nicht als Touristenkiller und zieht seiner Wege. Ufff, was für ein Erlebnis!
Heute Abend steht ein Dinner im Outdoor Camp auf dem Programm. Leider kündigt sich ein Gewitter an. Zuerst ist es toll, weil die Blitze über die trockene Steppe zucken, aber dann kommt der Regen. Das Outdoor-Camp ist wunderschön gemacht. Überall stehen Kerzen und Fackeln. Es gibt eine Grillstation und ein üppiges Salatbuffet. Mittlerweile hat es zwar aufgehört zu regnen, ist aber doch noch etwas nass, so dass das Dinner nicht ganz so toll ist, wie es hätte sein können. Immerhin bleibt es schön warm.
Auf dem Rückweg gibt’s quasi nochmal eine kleine Nachtsafari. Wir sehen wieder einen schönen Serval.
Übernachtung: Reed Valley Inn/Amakhala Game Reserve (Dinner, B&B)
Mi., 30.11.2005: Shamwari Game Reserve
Der heutige Tag startet bewölkt, aber trocken. So lassen wir uns erst mal Zeit beim leckeren Frühstück.
Zwischen Rinderzucht und Tourismus hatte man auf Reed Valley auch mal versucht, die Haushaltskasse mit der Zucht von Krokodilen aufzubessern. Als ich vor 5 Jahren hier war, war die Krokodil-Farm noch voll intakt. Mittlerweile ist sie aufgegeben. Vor allem wohl, weil man der Meinung war, dass sie nicht zum Konzept der Renaturierung passte, die Amakhala vertritt. Aber ein paar Krokodile sind noch übrig und die schauen wir uns an. Ein ziemlicher Brocken tut das, was Krokodile eben so machen: Er liegt faul rum. Christian hat heute wohl seinen mutigen Tag. Auf jeden Fall stochert er mit einem Stock in Richtung des Faulpelzes. Uuiuiuui – kann das Vieh schnell werden! Zum Glück sind wir sicher durch ein Mäuerchen voneinander getrennt. Ich glaube, wir haben die Lektion gelernt. Mit Krokodilen ist nicht zu spaßen!
Den restlichen Vormittag verbringen wir faul auf der Farm: Wir entspannen und lesen.
Mittags fahren wir ins benachbarte Shamwari-Game-Reserve, wo wir uns als Tagesbesucher „eingebucht“ haben.
In Amalkhama war man nicht ganz so glücklich darüber, dass wir bei der „Konkurrenz“ eine Safari gebucht haben. Mein Argument, dass es auf Amalkhama keine Leoparden gibt und ich aber einen sehen möchte, zieht natürlich auch nicht so recht. Denn auch wenn es Leoparden gibt, sind die Chancen, einen zu sehen, doch sehr gering!
Auf Shamwari bekommen wir zuerst die Tiere der Born Free Foundation zu sehen. Diese Organisation kümmert sich um Großkatzen, die in Gefangenschaft unter inakzeptablen Bedingungen gehalten wurden. Die Tiere sind natürlich nicht mehr in der Lage, in freier Wildbahn zu überleben, werden aber hier unter möglichst natürlichen Bedingungen in großen Gehegen gehalten. Man kann sich über das Schicksal jedes einzelnen Tiers informieren. Es ist erschreckend, wozu Menschen in der Lage sind! Insbesondere die Leoparden haben es mir angetan – soooo schöne Tiere. Ob wir jemals welche in freier Wildbahn zu sehen bekommen?
Im Anschluss bekommen wir ein sehr leckeres Mittagessen serviert, dann geht’s zum Game Drive.
Höhepunkte der Pirschfahrt sind die Oryx, die
Nashörner – sogar mit Nachwuchs und die Geparden.
Leider spielt das Wetter nicht so richtig mit. Es fängt an zu regnen und der Regen wird immer schlimmer. Aber was wir zuerst als Pech einstufen, stellt sich am Ende als unser großes Glück heraus.
Unser Ranger empfängt den Funkspruch eines Wissenschaftlers, der im Park Leoparden untersucht. Und der berichtet uns, wo einer zu finden ist. Wir fahren hin – und tatsächlich. Wir sehen einen echten wilden Leoparden!!! Durch den Regen anscheinend völlig entspannt schleicht das Tier relativ nah um unseren Wagen. Selbst unser Ranger ist ganz aufgeregt. In den Jahren, die er den Job hier macht, hat er noch nie einen Leoparden so nah gesehen. Kann man soo viel Glück haben? Wir sind das einzige Auto und haben so Zeit, das elegante Muskelpaket eine Weile zu beobachten. Schließlich verschwindet der Leopard dann doch hinter Bäumen hinunter in einen Flusslauf und damit aus unserem Sichtfeld.
Die Rückfahrt zum Shamwari-Camp wird eine ganz schön matschige und rutschige Angelegenheit. Und das, obwohl wir mit einem Landrover-V8-Benziner unterwegs sind. Außerdem werden wir absolut klatschnass! Aber keiner meckert – nach DEM Erlebnis!
Zurück in Reed-Valley müssen wir erst mal unter die heiße Dusche. Ich bin gerade fertig und will zum Waschbecken – da stoße ich einen schrillen Schrei aus. Auf dem Wasserhahn sitzt eine riesige behaarte Spinne! Hab ich schon mal erwähnt, dass ich die Viecher nicht mag? Und warum immer ich? Vermutlich ist das Vieh aus dem Waschbecken-Überlauf gekommen…. Glücklicherweise erhört mich Christian (Kunststück, wahrscheinlich kann er froh sein, dass sein Trommelfell nicht geplatzt ist), und obwohl er Spinnen auch nicht besonders gerne mag, errettet er mich und befördert den Achtbeiner nach draußen.
Nach dem Schreck haben wir uns das Abendessen im Reed Valley Farmhaus aber auch verdient. Danach lädt Rod, der Hausherr, noch an die Bar ein. Natürlich erzählen wir von unserem Leoparden-Erlebnis und er beglückwünscht uns. Er selbst hat die letzten Tage wohl vergeblich nach einem Leoparden gesucht.
Ich erinnere Rod daran, dass es das letzte Mal, als ich hier war auch nach langer Trockenzeit endlich geregnet hatte. Er war damals ja noch Rinderfarmer und vor Freude ganz außer sich gewesen. Jetzt bin ich wieder hier – und es regnet wieder. Vielleicht bin ich ja doch so eine Art Regenmacher. Ich könnte mich dafür bezahlen lassen.
Ich schlage Rod vor, dass er mich das nächste Mal kostenlos hier wohnen lässt und ich dafür wieder Regen bringe. Aber aus irgendeinem Grund will er sich nicht so recht auf den Deal einlassen
Übernachtung: Reed Valley Inn/Amakhala Game Reserve (Dinner, B&B)
Do., 01.12.2005: Amakhala Game Reserve, Tsitsikamma National Park
Nach dem wieder mal sehr leckeren Frühstück brechen wir auf zu unserer letzten Morgen-Pirschfahrt. Das Erste, was wir sehen, ist ein Ibis. Genauer gesagt hört man die Tiere meist, bevor man sie sieht. Unser Ranger erklärt uns, dass von ihrem durchdringenden Schrei auch ihr hierzulande üblicher Name kommt: Hadeda, denn genau das rufen sie. Hat man es einmal gehört, kann man es nicht mehr verwechseln.
Aber dann nimmt der Guide die Fährte von Löwen auf und verfolgt sie. Schließlich findet er das Paar gut versteckt im Gebüsch.
Vielleicht wegen des noch kühlen Morgens, vielleicht auch wegen des bedeckten Himmels – auf jeden Fall sind die beiden sogar relativ aktiv und liegen nicht nur „nach Löwenart“ faul rum. Gähnen ist trotzdem dauernd angesagt.
Schließlich müssen wir aber doch von Amakhala Abschied nehmen. Unser nächstes Ziel ist der Tsitsikamma National Park. Leider ist im Park keine Übernachtungsmöglichkeit mehr frei, so dass wir uns außerhalb des Parks in Storms River etwas suchen müssen: Im Swallows Nest bekommen wir ein wunderschönes kapholländisches Häuschen, toll eingerichtet, mit ebenso hübschem Garten. Wirklich schön!
Ein Stück weiter wird wohl gerade gebaut. Wir lernen, dass auch sowas wie Gerüstbau in Afrika etwas weniger ernst genommen wird. Bei uns würden Bauaufsicht, Berufsgenossenschaft und Versicherung Amok laufen und jegliche Tätigkeit sofort unterbinden.
Als Tagesbesucher von Tsitsikamma fahren wir zum Storms River Mouth Rest Camp und da kommt sogar wieder die Sonne raus. Wir brechen zum etwa einstündigen Mouth Trail auf, der an einer spektakulären Hängebrücke endet. Wir überqueren noch die Brücke, bevor wir den gleichen Weg wieder zurück laufen.
Zurück in Storms River gehen wir im „Supermarkt“ einkaufen: Die Auswahl ist allerdings sehr klein und er würde bei uns noch nicht mal als Tante-Emma-Laden durchgehen. Leider wird es gegen Nachmittag wieder wolkig und auch sehr windig, so dass wir nicht wie geplant nochmal Braai machen. Stattdessen gibt’s schnelle Nudeln. Hinter dem Haus wohnt ein ganzer Schwarm der niedlichen Ginueafowls (Perlhühner), die abends einen ganz schönen Krach veranstalten. Vermutlich müssen die Schlafplätze erst „ausdiskutiert“ werden, denn später ist dann Ruhe.
Übernachtung: Swallows Nest in Storms River Village
Fr., 02.12.2005: Tsitsikamma National Park
Heute steht das Nature’s Valley auf dem Programm. Das Wetter ist perfekt – Sonne pur.
Zuerst unternehmen wir eine sehr schöne Kanu-Tour in die eine Richtung bis zu einer Brücke. Unterwegs begegnet uns ein Kormoran. Dann geht’s mit dem Kanu wieder in die andere Richtung bis zur völlig versandeten Mündung des Flusses.
Im Anschluss widmen wir uns noch dem 2-stündigen Kalender-Trail zu einem wunderschönen Aussichtspunkt, wo wir erst mal picknicken.
Zurück im Swallows-Nest holen wir heute endlich das gestern ausgefallene Braai nach.
Übernachtung: Swallows Nest in Storms River Village
Sa., 03.12.2005: Plettenberg Bay, Robberg Nature Reserve
Wir fahren die Garden Route entlang bis nach Plettenberg Bay – kurz Plett genannt. Dort schauen wir uns die sehr informative Plettenberg Schlangenfarm an. Wir zeigen einer der Guides dort das Bild „unserer“ Picknick-Schlange. Und für alle, die jetzt so lange durchgehalten haben, lüften wir das Geheimnis: Es handelt sich um eine Sheep Staker. Die sind völlig harmlos – hab ich doch gleich gewusst!
Circa 10 Auto-Minuten von Plett entfernt finden wir eine wunderschöne Self-catering-Unterkunft: Moon Shine on Whiskey Creek. Man wohnt in Holz-Häuschen auf Stelzen, mitten im Wald und mit eigenem Balkon. Wieder eines der absoluten Highlights in punkto Unterkunft.
So gut untergebracht nutzen wir das fantastische, sehr sonnige Wetter und fahren zum Robberg Nature Reserve. Zwischen rotem Sandstein und Meeresbrandung unternehmen wir eine Wanderung. Unterwegs sehen wir Seehunde. Der Weg endet an einem Strand. Leider waren wir nicht schlau genug, Badesachen oder Handtuch dabei zu haben, deshalb laufen wir nur barfuß ins Meer.
Auf dem Rückweg machen wir noch einen Abstecher zur Nelson’s Bay Cave. Hier haben schon Steinzeitmenschen gelebt, denn man hat neben primitiven Werkzeugen auch das Skelett eines Mädchens gefunden. Allerdings deutet für uns Laien so gar nichts darauf hin. Die Höhle ist völlig unspektakulär und eigentlich nicht besuchenswert.
Zurück an „unserem“ Häuschen machen wir noch eine ca. 1-stündige Wanderung zum Rock-Pool am Whiskey Creek. Leider ist es mittlerweile aber zum Schwimmen schon zu kühl. Schade, denn das ist eine ganz tolle Badestelle. Auf dem Rückweg sehen wir 2 kleine Schlangen. Die Besitzer klären uns hinterher auf: Es handelte sich um harmlose Moule-Snakes.
Zum Abendessen gibt es Nudelauflauf.
Übernachtung: Moon Shine on Whiskey Creek
So., 04.12.2005 Rückfahrt Cape Town
Das Ende des Urlaubs rückt unausweichlich näher. Daher haben wir heute ca. 550 km Fahrt zurück nach Kapstadt vor uns. Unterwegs stoppen wir in der Nähe von Knysna noch auf diversen Crafts und Touri-Märkten, um unsere Gepäckfreigrenze mit dem Einkauf von Souvenirs möglichst auszunutzen. Es ist sehr heiß und dementsprechend anstrengend ist auch die Fahrt.
In Kapstadt angekommen, haben wir eigentlich keine Lust, im Zentrum zu bleiben. Wir suchen uns daher eine Unterkunft in Tokai (Nähe Constantia):
Im B&B Tiannas Guest House gefällt es uns dann auch ganz gut – wenn es natürlich mit einigen Übernachtungsmöglichkeiten in der Natur nicht zu vergleichen ist. Leider ist es schon zu spät für eine Runde im Pool. Dafür gibt’s einen frechen Hund und ich finde direkt über unserer Eingangstür eine fette Regenbogenspinne, die dann erst mal entfernt werden muss, damit ich rein kann. Hab ich schon mal gefragt, warum immer mir so was passiert?
Zum Abendessen wollen wir nicht nochmal weit fahren, also gehen wir zum Tokai Fishmarket. Ich esse ein akzeptables Sefood Combo, Christian richtig schlechtes vegetarisches Sushi. Die Lage ist auch eher unschön und vor allem ziemlich laut.
Übernachtung: Tiannas Guest House in Tokai (Cape Town)
Mo., 05.12.2005: Kapstadt
Das Frühstück bei Tiannas ist einsame Spitze! So gestärkt machen wir uns trotz des sonnigen Wetters an die ungeliebten Arbeiten: Auto aufräumen. d. h., alles, was sich in den letzten Wochen so im Auto verteilt hat, wahllos in Koffer, Taschen und Tüten stopfen und in die Innenstadt fahren. Die letzte Nacht im Breakwater Prison hatten wir bereits von zu Hause aus vorgebucht. Dort geben wir unser Gepäck zur Aufbewahrung ab, bevor wir uns von „the Frog“ verabschieden. Wir geben das Auto mit einer 1-2 cm dicken Schlammschicht zurück. Man kann noch herausgucken, aber von der grünen Lackierung sieht man nicht mehr viel. Dennoch wird das Auto ohne Beanstandung zurückgenommen. Nachdem es seit dem Mittag schon bedeckt ist, fängt es jetzt am Nachmittag an zu regnen.
So gibt’s ein „Trockenprogramm“:
Wir besuchen das Two Oceans Aquarium.
Neben 300 Fischarten aus indischem und atlantischem Ozean gibt es auch Piguine, Robben und Schildkröten zu sehen.
Besonders beeindruckend ist der riesige Haitank mit entsprechend gigantischen Haien.
Zurück im Hotel können wir unser Zimmer beziehen: Diesmal eine „Doppelzelle“ mit Wohnzimmer und auch besserem Bad. Das ist doch schon besser als beim ersten Mal! Hier können wir dann erst nochmal ausgiebig duschen und die ganzen Einzelteile und Mitbringsel vernünftig in den beiden Koffern verstauen.
Zum Dinner haben wir einen Tisch im „The African Cafe“ reserviert. Es gibt fantastisches Essen – „all you can eat“ – aus allen möglichen Regionen Afrikas und dazu auch noch traditionelle Live-Musik mit beeindruckendem Gesang. Ein absolut toller Abschlussabend für einen so schönen Urlaub.
Übernachtung: Breakwater Prison, V&A Waterfront
Di., 06.12.2005: Rückflug
Wir sagen Danke:
Unser ganz besonderer Dank gilt Sabine Tippel, die diesen Reisebericht in seiner ganzen Länge Korrekturgelesen hat.
Außerdem bedanken wir uns ganz herzlich bei allen Firmen und Institutionen, die die Genehmigung zur Veröffentlichung von Bildern auf unserer Website erteilt haben:
Weingut Boschendal
Weingut Vergelegen
Breakwater Prison, V&A Waterfront